Rose: Kapitel 6 und Rose: Kapitel 7: Unterschied zwischen den Seiten

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= '''Kapitel 6: Grundlegende Endspielstrategie''' =
= '''Kapitel 7: Defensiv spielen''' =
 
Wenn du das Glück hast, während der Eröffnung und dem Mittelspiel eine komfortable Führung herauszuspielen, wird das Endspiel eine relativ einfache Aufräumaktion. Erreicht jedoch kein Spieler einen nennenswerten Vorteil, wird das Endspiel extrem schwierig. Sogar bei den besten Spielern entscheiden oftmals die letzten paar Züge über Sieg und Niederlage. Im Unterschied zu anderen Strategiespielen, füllt sich das Brett im Verlauf des Spiels zunehmend. Also müssen immer mehr Steine pro Zug gedreht werden. Diese schnellen Wechsel zwischen Glück und Unglück sind ein Grund dafür, dass Othello ein Spiel ist, das häufig bis zum Schluß spannend bleibt. In diesem Kapitel werden wir uns den grundsätzlichen Strategien fürs Endspiel widmen, während wir uns die schwierigeren Überlegungen für Kapitel 8 und 13 aufheben.
 
 


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In den ersten Kapiteln haben wir viel über Strategien gelernt, die darauf abzielen, den besten Zug zu finden: Ecken gewinnen, sichere Steine bilden, leise Züge machen, usw. Es gibt jedoch eine weitere Sache, die mindestens genauso wichtig ist - nämlich deinen Gegner daran zu hindern, genau diese guten Züge setzen zu können. In diesem Kapitel werden wir also die defensive Spielweise besprechen, die darauf abzielt, dem Gegner gute Züge wegzunehmen. Wenn du dir den Verlauf von Expertenspielen näher ansiehst, wirst du sicherlich mehrere defensive Züge finden.
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|  Diagramm 6-1: || Diagramm 6-2: || Diagramm 6-3:
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|  Schwarz ist am Zug ||  ||Schwarz 53 - Weiß 10
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Im Wesentlichen gibt es drei Arten von defensiven Zügen. Eine davon ist es, Steine des Gegners umzudrehen und ihm dadurch gute Zugmöglichkeiten zu nehmen. Ein einfaches Beispiel sehen wir in Diagramm 7-1. Hier beabsichtigt Weiß, die a8-Ecke zu nehmen, was natürlich ein sehr guter Zug ist. Wenn jedoch Schwarz nach g8 setzt und den Weißen Stein auf f8 umdreht, kann er Weiß daran hindern die Ecke zu nehmen.


In Diagramm 6–1 hat Weiß wenige Zugmöglichkeiten, Schwarz dagegen die Kontrolle des Spielverlaufs. Schwarz kann Weiß einfach dazu zwingen, die Ecken aufzugeben und die Seiten übernehmen. Diagramm 6–2 zeigt eine mögliche Zugfolge, Diagramm 6–3 das daraus resultierende Ergebnis. Beachte, dass bei diesem Spielverlauf Weiß durchweg wenige Wahlmöglichkeiten hat, und Schwarz immer mehr sichere Steine ansammelt. Allgemein gilt, wenn du deinen Gegner erstmals zu einem unsicheren Zug zwingen kannst, solltest du ihn nicht mehr ins Spiel kommen lassen. Ich habe viele Beispiele gesehen, in denen ein Spieler seinen Gegner wieder ins Spiel kommen ließ, weil er das Endspiel zu extravagant gestaltete und auch noch den letzten möglichen Stein erzwingen wollte, anstatt den einfachsten, erfolgversprechenden Weg zu wählen. Da sich das Brett rasant verändert, kann man leicht eine Kleinigkeit übersehen. Denke immer daran, dass im Endspiel das Einfache am besten ist.
Die zweite Möglichkeit, defensiv zu spielen besteht darin, selber dorthin zu spielen, wo dein Gegner gerne hinspielen möchte. Im Diagramm 7-2 würde Weiß gerne die a8 Ecke nehmen. Die einzige Möglichkeit für Schwarz, dies zu verhindern, ist selbst die Ecke zu nehmen. In diesem Fall ist es für Schwarz genauso vorteilhaft, die Ecke zu nehmen; in anderen Situationen ist dies aber oft das Ziel des Gegners, um beispielsweise damit einen lauten Zug zu erzwingen.


Diagramm 6–4 zeigt ein weiteres Beispiel, in dem Weiß wenige Zugmöglichkeiten hat. Wiederum sollte Schwarz nach dem einfachsten Weg zum Sieg suchen. Zwar ist es möglich, die Ecken zu übernehmen und zu gewinnen, aber es ist nicht ganz einfach, sich aus den Ecken heraus weiter zu entwickeln. Im Beispiel von Diagramm 6–5 nimmt Schwarz a8, Weiß spielt diagonal b5, und Schwarz kann nicht von a8 aus weiterbauen. Der einfachste Weg zum Erfolg wird in Diagramm  6–6 gezeigt. Schwarz beginnt mit a7, gibt damit bewusst die Ecke a8 ab, und spielt dann a6, um Weiß noch die vier Kantensteine zu überlassen.
Die dritte Möglichkeit, devensiv zu spielen ist es, den guten Zug des Gegners irgendwie weniger attraktiv zu machen. In Diagramm 7-3 hat Weiß einen guten Zug nach f8. Schwarz kann Weiß unmöglich den Zugang zu f8 nehmen, jedoch besteht die Möglichkeit, den Zug sehr viel unattraktiver zu machen, indem Schwarz f7 spielt. Wenn Weiß nun f8 spielt, würde dadurch die gesamte f-Spalte umgedreht werden.






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| Diagramm 6-4: || Diagramm 6-5: || Diagramm 6-6:
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|  Schwarz ist am Zug   ||   ||
|  Schwarz ist am Zug || Schwarz ist am Zug || Schwarz ist am Zug
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Schwarz kann die Züge in der a1 Ecke wiederholen, so in Diagramm 6–7 dargestellt. Nachdem die letzten 4 Felder nach Diagramm 6–8 belegt werden, entsteht das Endergebnis im Diagramm 6–9. Beachte, dass Weiß zwar den linken Rand übernommen, sonst aber nicht viel erreicht hat. Schwarz hat viele Steine in der Brettmitte erobert, daher nennt man diese Technik im englischen einen '''interior sweep'''. Bemerkenswert ist außerdem, dass Weiß zu jedem Zug innerhalb dieser Zugfolge gezwungen wurde.






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|  Diagramm 6-7: || Diagramm 6-8: || Diagramm 6-9:
|  Diagramm 7-4: || Diagramm 7-5: || Diagramm 7-6:
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Schwarz ist am Zug || || Schwarz gewinnt 42 – 22
Weiß ist am Zug || Schwarz ist am Zug || Weiß ist am Zug
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|  Diagramm 6-10: || Diagramm 6-11: || Diagramm 6-12:
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| Schwarz ist am Zug || Schwarz nach a7 verliert || Schwarz nach a2 gewinnt
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Es gibt viele Situationen, in denen man die Ecke nehmen sollte, es ist aber für gewöhnlich einfacher, das Spiel mit einem interior sweep zu beenden. Es ist oft möglich, dem Gegner jeweils nur einen möglichen Zug zu überlassen, während man im innern immer mehr sichere Steine sammelt.
 
Diagramm 6-10 zeigt ein weiteres Beispiel, das dem Diagramm 6-4 ähnelt, mit dem Unterschied, dass der Vorteil von Schwarz viel geringer ist, da der untere Rand weiß ist. Schwarz will wieder einen interior sweep durchführen; es ist jedoch zu beachten, dass Schwarz mit a2 vor a7 beginnen muss. Setzt er zuerst a7, so dargestellt in Diagramm 6-11, endet Weiß mit den meisten Steinen und Schwarz verliert. Für Schwarz ist es viel besser, mit a2 in der Nähe seines eigenen Randes zu starten (Diagramm 6-12). Schwarz kann nun einen sauberen interior sweep ausüben und die meisten Steine aus Reihe 7 später erobern, wenn es für Weiß bereits zu spät ist, um sie sich zurückzuholen.
 
Interior sweeps können auch bei gegenüberliegenden Ecken angewendet werden (Diagramm    6-13). Schwarz könnte natürlich auch Züge wie e1 ziehen, um dann mit Hilfe von e4 die Ecken zu nehmen; aber es ist viel einfacher mit einem interior sweep, wie er in Diagramm 6-14 dargestellt ist, zu gewinnen.
 
 
 
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|  Diagramm 6-13: || Diagramm 6-14: || Diagramm 6-15:
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|  Schwarz ist am Zug || || Endposition
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== '''Diagonale Kontrolle''' ==
Diagramm 7-4 zeigt eine Eröffnungsposition, die oft zu einer Serie von Zügen führt, Weiß in der Defensive und Schwarz in der Offensive. Beachte jedoch, dass dies nicht heißt, dass die Eröffnung vorteilhaft ist für Schwarz. Jedesmal, wenn Schwarz an der Reihe ist, versucht dieser einen sehr leisen Zug vorzubereiten, Weiß kann dies aber immer wieder durch defensive Züge verhindern und die Eröffnung ist in dieser Situation vorteilhaft für Weiß. In Diagramm 7-4 hat Schwarz einen leisen Zug nach f6, Weiß nimmt ihm diese Möglichkeit aber mit dem Zug nach d2, da dadurch der Spielstein auf d4 umgedreht wird (siehe Diagramm 7-5). Beachte, dass Weiß als Alternative selber f6 spielen könnte. Dadurch würden aber zwei Frontsteine umgedreht und es entstünde eine lange Mauer, d2 ist also der bessere Zug.
 
Die vorangehenden Beispiele waren relativ einfach, da eine Seite schon fast keine Zugmöglichkeiten mehr hatte. Ein gern genommener Weg, solche Situationen zu erhalten, ist die '''diagonale Kontrolle''', das heißt: alle Steine auf einer diagonalen Linie zu ergattern. Auch wenn man diesen Ausdruck für jede Diagonale auf dem Brett nehmen könnte, bezieht sich dieser Ausdruck im Endspiel normalerweise auf die Diagonalen die von a1 nach h8 oder von a8 nach h1 verlaufen, wie in Diagramm 6-16 dargestellt. Normalerweise nennt man diese Diagonalen '''Hauptdiagonalen''', auch wenn sie in Japan oft als '''whiteline''' und '''blackline''' (entsprechend der Farbe der Steine bei der Startaufstellung) bezeichnet werden.
 
Die diagonale Kontrolle gibt dir oftmals die Möglichkeit, ein X-Feld, manchmal sogar beide, auf der gleichen Diagonale zu belegen, ohne dem Gegner eine Ecke anzubieten. Diese Züge sind normalerweise mit einem Tempogewinn verbunden. Häufig führen sie dazu, dass dem Gegner die spielbaren Züge ausgehen. Diagramm 6-17 zeigt ein Beispiel, um den Grundgedanken zu veranschaulichen. Weiß sollte g7 spielen, um die Hauptdiagonale, wie in Diagramm 6-18 gezeigt, zu kontrollieren. Schwarz hat keine andere Wahl, als mit g8 zu antworten und dabei Weiß das Wenden entlang der Ränder zu ermöglichen. Weiß gewinnt somit einfach.
 
 
 
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|  [[Datei:RoseDia06-16.png]] || [[Datei:RoseDia06-17.png]] || [[Datei:RoseDia06-18.png]]
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|  Diagramm 6-16: || Diagramm 6-17: || Diagramm 6-18:
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|  die Hauptdiagonalen || Weiß ist am Zug || Schwarz ist am Zug
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Positionen, ähnlich der in Diagramm 6-17, entstehen häufig bei Spielen, in denen beide Spieler den Grundsatz, X-Felder zu meiden, verfolgen. In diesen Spielen wird das Feld fast vollständig gefüllt; X-Felder und Ecken bleiben bis zuletzt leer. Kann ein Spieler die Diagonale kontrollieren, so wie in Diagramm 6-18, wird es oft ein einseitiges Endspiel zugunsten dieses Spielers. Manchmal schnappt sich jeder Spieler eine der Diagonalen. In diesem Fall hängt der Ausgang des Spiels davon ab, welchem Spieler zuerst die spielbaren Züge ausgehen. Oft wird es kritisch, wenn du beide X-Felder einer Diagonalen besetzt.
Schwarz stellt mit dem Zug nach g4 den Zugang nach f6 wieder her (Diagramm 7-6) und Weiß nimmt ihm wieder den Zugang durch den Zug nach b6 (Diagramm 7-7). Hier gibt es wieder Alternativen. Zum Beispiel könnte Weiß den Zugang mit dem Zug nach c3 (Diagramm 7-8) verhindern, was ein wenig laut aber nicht verkehrt wäre. Weiß könnte auch f6 selber spielen, was aber wirklich zu laut wäre und Schwarz eine sehr gute Zugmöglichkeit nach g5 geben würde. Eine weitere Möglichkeit im Diagramm 7-6 wäre, dass Weiß nach g6 setzt (Diagramm 7-9), was den Zug von Schwarz nach f6 sehr viel unatraktiver machen würde, da dadurch der Frontstein auf f5 umgedreht werden würde.






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|  [[Datei:RoseDia06-19.png]] || [[Datei:RoseDia06-20.png]] || [[Datei:RoseDia06-21.png]]
|  [[Datei:RoseDia07-07.png]] || [[Datei:RoseDia07-08.png]] || [[Datei:RoseDia07-09.png]]
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|   Diagramm 6-19: || Diagramm 6-20: || Diagramm 6-21:
| Diagramm 7-7: || Diagramm 7-8: || Diagramm 7-9
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Weiß ist am Zug || || Schwarz ist am Zug
Schwarz ist am Zug || Schwarz ist am Zug || Schwarz ist am Zug
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Zum Beispiel ist Diagramm 6-19 identisch zu Diagramm 6-17, mit der Ausnahme, dass der Stein auf f3 nun weiß ist. Kontrolliert Weiß die whiteline durch g7, kann Schwarz die blackline mit g2 übernehmen (Diagramm 6-20). In diesem Fall macht Weiß mit b2 weiter, Schwarz gehen die guten Züge aus, und Weiß gewinnt (Diagramm 6-21). Hätte Weiß keinen Zugriff auf b2 (beispielsweise durch Schwärzen des Steines auf b4), gingen Weiß die spielbaren Züge zuerst aus und Schwarz gewänne. Demzufolge ist es wichtig, auch wenn du zunächst die X-Felder meiden möchtest, im späteren Spiel Zugriff auf diese Felder zu haben. Das Muster um die a8-Ecke in Diagramm 6-19, wo Schwarz keine Chance hat, b7 zu besetzen, stellt eine große Bürde für Schwarz dar. Experten widerstrebt es, in der Regel ein solches Muster aufzubauen, weil sich dieses im späteren Spiel negativ auswirken kann.
== '''Durchbrechen der Diagonalen''' ==
Während in den obigen Beispielen die diagonale Kontrolle ständig vorhanden war, ist sie meist jedoch nur zeitlich begrenzt. In der Tat hoffen wir darauf, dass wir die angrenzende Ecke nehmen können, wenn es uns gelingt, den Gegner auf ein X-Feld zu zwingen. Wenn der Gegner ein X-Feld besetzt, um die Kontrolle der Diagonalen zu erhalten, müssen wir die '''Diagonale durchbrechen'''. Das heißt: wir müssen einen eigenen Stein in die gegnerisch kontrollierten Diagonalen einsetzen. Wir haben davon bereits ein Beispiel in den Diagrammen 2-4 und 2-5 gesehen.
Natürlich wird der Spieler, welcher die Diagonale kontrolliert, darauf bedacht sein, seinen Gegner von derselben fernzuhalten. Oft folgt einem Zug, der die Diagonale durchbricht, ein anderer, der die gedrehten Steine in der Diagonale wieder zurückdreht. Schlachten um eine diagonale Kontrolle können manchmal über mehrere Züge andauern, und sogar für Experten ist es oft schwer zu entscheiden, ob die Diagonale eventuell durchbrochen werden kann.






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| Diagramm 7-10: || Diagramm 7-11: || Diagramm 7-12:
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| Weiß ist am Zug || Schwarz ist am Zug || Weiß ist am Zug
| Weiß ist am Zug || Schwarz ist am Zug || Schwarz ist am Zug
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Diagramm 6-22 zeigt ein Spiel, bei dem Schwarz die guten Züge ausgegangen sind und in seiner Verzweiflung g7 spielte, um die Kontrolle der whiteline zu erhalten. Wenn es Weiß gelingt, diese Diagonale zu durchbrechen, wird er die h8-Ecke nehmen, und entlang der Seiten die schwarzen wegfegen und somit einem riesigen Vorsprung gewinnen. In diesem Beispiel ist es jedoch nicht einfach, die Diagonale auf Dauer zu durchbrechen. Weiß hat vier Züge, die die Diagonale durchbrechen, nämlich b3, b4, b5 und b6; aber in jedem Fall gelingt es Schwarz die Kontrolle zurückzuerlangen (jeweils a3, a4, a5 oder a7). Versucht zum Beispiel Weiß b4 (Diagramm 6-23), antwortet Schwarz mit a4 (Diagramm 6-24). Nun bleibt Weiß b3 als einzige Möglichkeit, die Diagonale zum 2. Mal zu durchbrechen; aber Schwarz kontrolliert die Diagonale nach a3 (Diagramm 6-26) erneut. Plötzlich gewinnt Schwarz das Spiel.
Im Diagramm 7-10 sehen wir, wie Schwarz mit dem Zug auf b5 versucht, einen leisen Zug auf c3 vorzubereiten. Hier hat Weiß wieder zwei Möglichkeiten um darauf zu antworten. Im Diagramm 7-11 sieht man, wie Weiß den Zugang von Schwarz nach c3 unterbindet, indem der schwarze Spielstein auf e5 umgedreht wird. Im Diagramm 7-12 setzt Weiß selber den Zug auf c3.
 
Wenn du versuchst, eine Diagonale zu durchbrechen, ist es oftmals am besten, diagonal zu drehen. Ausgehend von Diagramm 6-22, sollte Weiß b6 spielen und den Stein auf d4 drehen, wie in Diagramm 6-27 gezeigt. Schwarz bleibt nicht viel anderes übrig als a7, um sich die Kontrolle der Diagonalen zu erhalten (Diagramm 6-28). A7 ist jedoch ein C-Feld und wie wir aus Kapitel 2 wissen, leicht angreifbar.
 


Wie die letzten Beispiele zeigen, ist es gewöhnlich das beste, einen defensiven Zug zu machen, um den Gegner daran zu hindern, einen guten Zug machen. In einer Position, die beispielsweise Diagramm 7-10 zeigt, ist der Zug von Schwarz dermaßen gut, dass Weiß ihn unbedingt verhindern muss. Weiß könnte natürlich selber einen leisen Zug setzen, zum Beispiel g5. Jedoch wäre sogar ein lauter Zug wie beispielsweise e7 (dreht den schwarzen Spielstein auf e5 um) besser, als Schwarz nach c3 setzen zu lassen.


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Diagramm 7-3 zeigte uns ein Beispiel, in dem es möglich war, den besten gegnerischen Zug weniger attraktiv zu machen. Während dieses Beispiel ziemlich extrem war, sieht man, dass raffiniertes defensives Spiel sehr effektiv sein kann. Zum Beispiel hat Schwarz im Diagramm 7-13 einen guten Zug nach f6. Weiß kann dies mit dem Zug nach d2 verhindern (Diagramm 7-14). Dieser Zug ist zwar nicht schlecht, die meisten Experten würden jedoch g6 bevorzugen (Diagramm 7-15).
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Eine Möglichkeit für Weiß ist, mit a6 die a8-Ecke anzugreifen (Diagramm 6-29). Schwarz muss den Rand mit a5 nehmen. Nun kann Weiß b5 spielen und die Diagonale durch das Drehen des Steines auf e5 durchbrechen. Da a5 besetzt ist, hat Schwarz keine Möglichkeit, e5 zurück zu erobern. Eine andere Möglichkeit für Weiß in Diagramm 6-28 ist b5, wieder um die Diagonale bei e5 zu durchbrechen (Diagramm 6-30). Mit a5 kann Schwarz e5 zurückdrehen, dann aber besetzt Weiß a6, um beim nächsten Zug die a8-Ecke zu nehmen und so leicht zu gewinnen.
Zurück zu Kapitel 5, Diagramm 5-21. Es wird gezeigt, wie ein Spieler zwei Felder am Rand freilässt. Während diese Zugkombination zunächst oft hilft, Tempo zu gewinnen, kann das zweifellos ein großes Problem im Endspiel im Zusammenhang mit der diagonalen Kontrolle darstellen. In Diagramm 6-31 hat Schwarz gerade g2 gespielt, um die diagonale Kontrolle und gleichzeitig einen großen Block sicherer Steine zu erhalten. Schwarz scheint das Spiel gewonnen zu haben, aber Weiß kann mit h5 die Diagonale durchbrechen (Diagramm 6-32) und gewinnen. Wäre das Paar h4-h5, wie in Diagramm 6-33 bereits gefüllt, hat weiß keine Chance auf einen Gewinn. Weiß sollte solche Paare wie h4-h5 leer lassen, bis durch das Besetzen der Felder ein klarer Vorteil entsteht.






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|  Weiß ist am Zug || Schwarz ist am Zug || Weiß ist am Zug
|  Weiß ist am Zug || Schwarz ist am Zug || Weiß ist am Zug
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== '''Vorstellung von Swindles''' ==
Nach dem Zug auf g6 ist der beste Zug von Schwarz immer noch f6 (Diagramm 7-16). Danach hat jedoch Weiß eine gute Zugmöglichkeit nach g5 (Diagramm 7-17). Setzt Weiß ausgehend vom Diagramm 7-13 keinen defensiven Zug, kann Schwarz einen klaren Vorteil herausspielen. Setzt Weiß zum Beispiel 14./f2, antwortet Schwarz darauf mit dem Zug nach f6 (Diagramm 7-18). Nun ist es für Weiß zu spät, nach g6 zu setzen, da dadurch der Spielstein auf f5 umgedreht wird und Weiß damit keine Zugmöglichkeit mehr nach g5 hat, wie noch im Diagramm 7-16 beschrieben. Schwarz nützt den Zugang über f5 nun nämlich, um selbst nach g5 zu setzen.


Kapitel 5 hat das Konzept eines '''Paares''' vorgestellt. Ein '''Swindle''' entsteht, wenn ein Spieler mit beiden Steinen ein Paar belegen kann, weil der Gegner keinen regulären Zugang zu dem zweiten Feld mehr hat. In Diagramm 6-34 könnte es offensichtlich sein, dass Schwarz h8 spielen sollte, um die ganze rechte Kante zu erhalten. Weiß beendet dann aber das Spiel mit g8 (Diagramm 6-35) und gewinnt 33-31.
Diagramm 7-19 zeigt ein Beispiel, bei dem es sowohl wichtig ist, die Offensive als auch die Defensive zu beachten. Auf den ersten Blick scheint c2 der offensichtlich beste Zug für Schwarz zu sein (Diagramm 7-20). Es ist ein sehr leiser Zug, mit dem nur innere Spielsteine umgedreht werden, und durch den Weiß keine einzige neue Zugmöglichkeit vorfindet. Berücksichtigt man jedoch die Defensive und die Offensive, bietet sich Schwarz eine viel bessere Zugmöglichkeit, nämlich b5 (Diagramm 7-21)! Der Zug mag auf den ersten Blick als zu laut erscheinen, um gut zu sein, ist aber ein excellenter defensiver Zug, da dadurch der Spielstein auf g5 umgedreht wird. Damit wird Weiß der Zugang zu den zwei potentiell guten Zügen c1 (Tempogewinn an der Kante) und g7 (Angriff auf die unbalancierte schwarze Kante) verwehrt. Außerdem hat Schwarz immer noch die guten Zugmöglichkeiten nach c2 und nach c6.
Schauen wir uns an, was passiert, wenn Schwarz stattdessen g8 spielt: Weiß erlag einem Swindle; er hat keinen Zugriff auf h8 und muss passen. Schwarz beendet das Spiel mit h8 und gewinnt 36-28. (Diagramm 6-37).






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| Diagramm 7-19: || Diagramm 7-20: || Diagramm 7-21:
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| Schwarz ist am Zug || Schwarz h8, Weiß g8  ||Schwarz ist am Zug
| Schwarz ist am Zug || Weiß ist am Zug || Weiß ist am Zug
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|  [[Datei:RoseDia06-37.png]] || [[Datei:RoseDia06-38.png]] || [[Datei:RoseDia06-39.png]]
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|  Diagramm 6-37: || Diagramm 6-38: || Diagramm 6-39:
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|  || Schwarz ist am Zug || Weiß ist am Zug
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Diagramm 6-38 zeigt ein weiteres Beispiel für ein Swindle. Angenommen, Schwarz spielt a1, wie in Diagramm 6-39, dann würde Weiß gerne b1 belegen, um Zugang für die Ecke h1 zu erhalten. In diesem Fall geht das aber nicht, weil Weiß keinen Stein in der b-Reihe besitzt. Schwarz wird diesen Zug später selbst durchführen und so viele sichere Steine erhalten. Beachte auch, wie Schwarz durch dieses Swindle Tempo gewinnt. Wir befassen uns noch sehr viel detaillierter in Kapitel 10 mit Swindles.




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== '''Übungen''' ==
== '''Übungen''' ==


Finde in jedem Diagramm den besten Zug. Die Lösungen findest du '''[[Rose:_Antworten#Kapitel_6|hier]].'''
 
Finde in jedem Diagramm einen guten defensiven Zug. Die Lösungen findest du '''[[Rose:_Antworten#Kapitel_7|hier]].'''






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|  Übung 6-1: || Übung 6-2: || Übung 6-3:
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| Schwarz ist am Zug || Weiß ist am Zug || Weiß ist am Zug
| Weiß ist am Zug || Schwarz ist am Zug || Weiß ist am Zug
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Version vom 23. Dezember 2023, 12:54 Uhr

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Kapitel 7: Defensiv spielen

In den ersten Kapiteln haben wir viel über Strategien gelernt, die darauf abzielen, den besten Zug zu finden: Ecken gewinnen, sichere Steine bilden, leise Züge machen, usw. Es gibt jedoch eine weitere Sache, die mindestens genauso wichtig ist - nämlich deinen Gegner daran zu hindern, genau diese guten Züge setzen zu können. In diesem Kapitel werden wir also die defensive Spielweise besprechen, die darauf abzielt, dem Gegner gute Züge wegzunehmen. Wenn du dir den Verlauf von Expertenspielen näher ansiehst, wirst du sicherlich mehrere defensive Züge finden.

Im Wesentlichen gibt es drei Arten von defensiven Zügen. Eine davon ist es, Steine des Gegners umzudrehen und ihm dadurch gute Zugmöglichkeiten zu nehmen. Ein einfaches Beispiel sehen wir in Diagramm 7-1. Hier beabsichtigt Weiß, die a8-Ecke zu nehmen, was natürlich ein sehr guter Zug ist. Wenn jedoch Schwarz nach g8 setzt und den Weißen Stein auf f8 umdreht, kann er Weiß daran hindern die Ecke zu nehmen.

Die zweite Möglichkeit, defensiv zu spielen besteht darin, selber dorthin zu spielen, wo dein Gegner gerne hinspielen möchte. Im Diagramm 7-2 würde Weiß gerne die a8 Ecke nehmen. Die einzige Möglichkeit für Schwarz, dies zu verhindern, ist selbst die Ecke zu nehmen. In diesem Fall ist es für Schwarz genauso vorteilhaft, die Ecke zu nehmen; in anderen Situationen ist dies aber oft das Ziel des Gegners, um beispielsweise damit einen lauten Zug zu erzwingen.

Die dritte Möglichkeit, devensiv zu spielen ist es, den guten Zug des Gegners irgendwie weniger attraktiv zu machen. In Diagramm 7-3 hat Weiß einen guten Zug nach f8. Schwarz kann Weiß unmöglich den Zugang zu f8 nehmen, jedoch besteht die Möglichkeit, den Zug sehr viel unattraktiver zu machen, indem Schwarz f7 spielt. Wenn Weiß nun f8 spielt, würde dadurch die gesamte f-Spalte umgedreht werden.


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Diagramm 7-1: Diagramm 7-2: Diagramm 7-3:
Schwarz ist am Zug Schwarz ist am Zug Schwarz ist am Zug


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Diagramm 7-4: Diagramm 7-5: Diagramm 7-6:
Weiß ist am Zug Schwarz ist am Zug Weiß ist am Zug


Diagramm 7-4 zeigt eine Eröffnungsposition, die oft zu einer Serie von Zügen führt, Weiß in der Defensive und Schwarz in der Offensive. Beachte jedoch, dass dies nicht heißt, dass die Eröffnung vorteilhaft ist für Schwarz. Jedesmal, wenn Schwarz an der Reihe ist, versucht dieser einen sehr leisen Zug vorzubereiten, Weiß kann dies aber immer wieder durch defensive Züge verhindern und die Eröffnung ist in dieser Situation vorteilhaft für Weiß. In Diagramm 7-4 hat Schwarz einen leisen Zug nach f6, Weiß nimmt ihm diese Möglichkeit aber mit dem Zug nach d2, da dadurch der Spielstein auf d4 umgedreht wird (siehe Diagramm 7-5). Beachte, dass Weiß als Alternative selber f6 spielen könnte. Dadurch würden aber zwei Frontsteine umgedreht und es entstünde eine lange Mauer, d2 ist also der bessere Zug.

Schwarz stellt mit dem Zug nach g4 den Zugang nach f6 wieder her (Diagramm 7-6) und Weiß nimmt ihm wieder den Zugang durch den Zug nach b6 (Diagramm 7-7). Hier gibt es wieder Alternativen. Zum Beispiel könnte Weiß den Zugang mit dem Zug nach c3 (Diagramm 7-8) verhindern, was ein wenig laut aber nicht verkehrt wäre. Weiß könnte auch f6 selber spielen, was aber wirklich zu laut wäre und Schwarz eine sehr gute Zugmöglichkeit nach g5 geben würde. Eine weitere Möglichkeit im Diagramm 7-6 wäre, dass Weiß nach g6 setzt (Diagramm 7-9), was den Zug von Schwarz nach f6 sehr viel unatraktiver machen würde, da dadurch der Frontstein auf f5 umgedreht werden würde.


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Diagramm 7-7: Diagramm 7-8: Diagramm 7-9
Schwarz ist am Zug Schwarz ist am Zug Schwarz ist am Zug


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Diagramm 7-10: Diagramm 7-11: Diagramm 7-12:
Weiß ist am Zug Schwarz ist am Zug Schwarz ist am Zug


Im Diagramm 7-10 sehen wir, wie Schwarz mit dem Zug auf b5 versucht, einen leisen Zug auf c3 vorzubereiten. Hier hat Weiß wieder zwei Möglichkeiten um darauf zu antworten. Im Diagramm 7-11 sieht man, wie Weiß den Zugang von Schwarz nach c3 unterbindet, indem der schwarze Spielstein auf e5 umgedreht wird. Im Diagramm 7-12 setzt Weiß selber den Zug auf c3.

Wie die letzten Beispiele zeigen, ist es gewöhnlich das beste, einen defensiven Zug zu machen, um den Gegner daran zu hindern, einen guten Zug machen. In einer Position, die beispielsweise Diagramm 7-10 zeigt, ist der Zug von Schwarz dermaßen gut, dass Weiß ihn unbedingt verhindern muss. Weiß könnte natürlich selber einen leisen Zug setzen, zum Beispiel g5. Jedoch wäre sogar ein lauter Zug wie beispielsweise e7 (dreht den schwarzen Spielstein auf e5 um) besser, als Schwarz nach c3 setzen zu lassen.

Diagramm 7-3 zeigte uns ein Beispiel, in dem es möglich war, den besten gegnerischen Zug weniger attraktiv zu machen. Während dieses Beispiel ziemlich extrem war, sieht man, dass raffiniertes defensives Spiel sehr effektiv sein kann. Zum Beispiel hat Schwarz im Diagramm 7-13 einen guten Zug nach f6. Weiß kann dies mit dem Zug nach d2 verhindern (Diagramm 7-14). Dieser Zug ist zwar nicht schlecht, die meisten Experten würden jedoch g6 bevorzugen (Diagramm 7-15).


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Diagramm 7-13: Diagramm 7-14: Diagramm 7-15:
Weiß ist am Zug Schwarz ist am Zug Schwarz ist am Zug


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Diagramm 7-16: Diagramm 7-17: Diagramm 7-18:
Weiß ist am Zug Schwarz ist am Zug Weiß ist am Zug


Nach dem Zug auf g6 ist der beste Zug von Schwarz immer noch f6 (Diagramm 7-16). Danach hat jedoch Weiß eine gute Zugmöglichkeit nach g5 (Diagramm 7-17). Setzt Weiß ausgehend vom Diagramm 7-13 keinen defensiven Zug, kann Schwarz einen klaren Vorteil herausspielen. Setzt Weiß zum Beispiel 14./f2, antwortet Schwarz darauf mit dem Zug nach f6 (Diagramm 7-18). Nun ist es für Weiß zu spät, nach g6 zu setzen, da dadurch der Spielstein auf f5 umgedreht wird und Weiß damit keine Zugmöglichkeit mehr nach g5 hat, wie noch im Diagramm 7-16 beschrieben. Schwarz nützt den Zugang über f5 nun nämlich, um selbst nach g5 zu setzen.

Diagramm 7-19 zeigt ein Beispiel, bei dem es sowohl wichtig ist, die Offensive als auch die Defensive zu beachten. Auf den ersten Blick scheint c2 der offensichtlich beste Zug für Schwarz zu sein (Diagramm 7-20). Es ist ein sehr leiser Zug, mit dem nur innere Spielsteine umgedreht werden, und durch den Weiß keine einzige neue Zugmöglichkeit vorfindet. Berücksichtigt man jedoch die Defensive und die Offensive, bietet sich Schwarz eine viel bessere Zugmöglichkeit, nämlich b5 (Diagramm 7-21)! Der Zug mag auf den ersten Blick als zu laut erscheinen, um gut zu sein, ist aber ein excellenter defensiver Zug, da dadurch der Spielstein auf g5 umgedreht wird. Damit wird Weiß der Zugang zu den zwei potentiell guten Zügen c1 (Tempogewinn an der Kante) und g7 (Angriff auf die unbalancierte schwarze Kante) verwehrt. Außerdem hat Schwarz immer noch die guten Zugmöglichkeiten nach c2 und nach c6.


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Diagramm 7-19: Diagramm 7-20: Diagramm 7-21:
Schwarz ist am Zug Weiß ist am Zug Weiß ist am Zug




Übungen

Finde in jedem Diagramm einen guten defensiven Zug. Die Lösungen findest du hier.


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Übung 7-1: Übung 7-2: Übung 7-3:
Weiß ist am Zug Schwarz ist am Zug Weiß ist am Zug


RoseExe07-04.png RoseExe07-05.png RoseExe07-06.png
Übung 7-4: Übung 7-5: Übung 7-6:
Schwarz ist am Zug Weiß ist am Zug Weiß ist am Zug



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