Landau: Kapitel 2: Unterschied zwischen den Versionen
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Eine entscheidende Idee, die Anfängern unweigerlich klar wird, ist die Bedeutung der vier '''Eckfelder''' auf dem Spielbrett. Es war kein Zufall, dass die vier leeren Felder in Diagramm 2 allesamt Eckfelder sind. Eine Ecke ist wichtig, weil sie niemals umgedreht werden kann. Das heißt, es ist ein '''stabiler Stein'''. Ebenso bedeutet der Besitz von Steinen neben einem Eckfeld (sobald die Ecke besetzt wurde) oft, dass auch die angrenzenden Steine stabil sind. Wenn also Schwarz in Diagramm 3 die h8-Ecke nimmt, werden alle Steine in den Spalten g und h sowie in der siebten und achten Reihe plötzlich zu stabilen Steinen für Schwarz. Schwarz ist auf dem besten Weg, das Spiel zu gewinnen. Tatsächlich ist der Besitz einer Ecke zu Beginn des Spiels so wichtig, dass die Ecke fast immer den Sieg sichert. Da die Ecken und Kantenfelder in Summe 28 Felder ergeben, ist es fast unmöglich zu gewinnen, ohne mindestens einige dieser Felder zu besetzen. | |||
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Diagramm 3: Schwarz am Zug | |||
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Eine implizite Folge der oben genannten Prinzipien ist, dass es äußerst riskant ist, an Ecken angrenzende Felder zu besetzen, zumindest bevor die Ecke selbst besetzt ist. Dies liegt daran, dass diese Felder zu „Trittbrettern“ für Deinen Gegner werden können, um die Ecke zu nehmen. Dies gilt insbesondere für die '''X-Felder'''. Wenn Duzu Beginn des Spiels ein X-Feld besetzst, ist dies normalerweise eine Garantie dafür, dass der andere Spieler die angrenzende Ecke bekommt. Eine solche Situation ist in Diagramm 4 zu sehen. Weiß ist am Zug, aber egal wohin Weiß geht, Schwarz wird in seinem nächsten Zug in der Lage sein, den Stein auf dem X-Feld (g7) zu drehen und die h8-Ecke zu nehmen. Ganz einfach: Weiß hätte in dieser Phase der Partie niemals auf das Feld g7 gehen dürfen. Ähnliche Probleme gibt es auch bei C-Feldern (siehe [[Landau:_Kapitel_6|Kapitel 6]]), allerdings garantieren sie dem Gegner nicht annähernd so oft den Zugang zur Ecke wie X-Felder. | |||
Eine falsche, wenn auch allgemein angenommene Schlussfolgerung aus der obigen Diskussion ist, dass alle Felder auf dem Brett nach ihrem absoluten Wert bewertet werden können. Bei diesem Ansatz werden typischerweise die Ecken als die wertvollsten bewertet, die A- und B-Kantenfelder als wertvoll (jedoch weniger als Ecken), die Nichtkantenfelder (insbesondere die an die Kante angrenzenden) als noch weniger wertvoll und die C - und X-Felder als am riskantesten. Nach dieser Theorie ist der beste Zug in jeder Runde normalerweise der Zug, der das am höchsten bewertete Feld einnimmt, zu dem der Spieler einen gültigen Zug hat. Leider wird ein Spieler, der diese Strategie anwendet, fast immer von einem Spieler besiegt, der die Gewinnstrategien anwendet, die in den nächsten Abschnitten besprochen werden. | |||
:'''Anmerkung: '''Hinweis: Ecken verlieren gegen Ende des Spiels häufig an Wert, und geopferte Ecken kommen bei erfahrenen Spielern häufig vor. In solchen Situationen kann es ausreichen, nur eine Ecke zu besitzen, um das Spiel zu gewinnen. Ebenso kann die Besetzung von C- Feldern und sogar X-Feldern entscheidend für den Gewinn des Spiels sein. Beispiele für diese Situationen werden in späteren Abschnitten ausführlich besprochen. | |||
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die falschen Strategien dem Umdrehen einer großen Anzahl von Steinen, wenn diese nicht stabil sind, und dem Besitz der A- und B-Kantenfelder einen ungerechtfertigten Wert beimessen. Ironischerweise besteht die richtige Strategie normalerweise darin, eine minimale Anzahl von Steinen umzudrehen und oft die Kantenfelder zu meiden, die keine Ecken sind, zumindest bis später im Spiel. Diese kontraintuitiven Ideen sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Othello-Strategie, auch wenn sie für den Othello-Anfänger möglicherweise schwer zu verstehen sind! Schauen wir uns diese Ideen genauer an im [[Landau:_Kapitel_3|nächsten Kapitel.]]: | |||
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Aktuelle Version vom 4. Januar 2024, 11:32 Uhr
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2. Nicht alle Felder sind gleich
Eine entscheidende Idee, die Anfängern unweigerlich klar wird, ist die Bedeutung der vier Eckfelder auf dem Spielbrett. Es war kein Zufall, dass die vier leeren Felder in Diagramm 2 allesamt Eckfelder sind. Eine Ecke ist wichtig, weil sie niemals umgedreht werden kann. Das heißt, es ist ein stabiler Stein. Ebenso bedeutet der Besitz von Steinen neben einem Eckfeld (sobald die Ecke besetzt wurde) oft, dass auch die angrenzenden Steine stabil sind. Wenn also Schwarz in Diagramm 3 die h8-Ecke nimmt, werden alle Steine in den Spalten g und h sowie in der siebten und achten Reihe plötzlich zu stabilen Steinen für Schwarz. Schwarz ist auf dem besten Weg, das Spiel zu gewinnen. Tatsächlich ist der Besitz einer Ecke zu Beginn des Spiels so wichtig, dass die Ecke fast immer den Sieg sichert. Da die Ecken und Kantenfelder in Summe 28 Felder ergeben, ist es fast unmöglich zu gewinnen, ohne mindestens einige dieser Felder zu besetzen.
Diagramm 2: Schwarz am Zug |
Diagramm 3: Schwarz am Zug |
Diagramm 4: Weiß am Zug |
Eine implizite Folge der oben genannten Prinzipien ist, dass es äußerst riskant ist, an Ecken angrenzende Felder zu besetzen, zumindest bevor die Ecke selbst besetzt ist. Dies liegt daran, dass diese Felder zu „Trittbrettern“ für Deinen Gegner werden können, um die Ecke zu nehmen. Dies gilt insbesondere für die X-Felder. Wenn Duzu Beginn des Spiels ein X-Feld besetzst, ist dies normalerweise eine Garantie dafür, dass der andere Spieler die angrenzende Ecke bekommt. Eine solche Situation ist in Diagramm 4 zu sehen. Weiß ist am Zug, aber egal wohin Weiß geht, Schwarz wird in seinem nächsten Zug in der Lage sein, den Stein auf dem X-Feld (g7) zu drehen und die h8-Ecke zu nehmen. Ganz einfach: Weiß hätte in dieser Phase der Partie niemals auf das Feld g7 gehen dürfen. Ähnliche Probleme gibt es auch bei C-Feldern (siehe Kapitel 6), allerdings garantieren sie dem Gegner nicht annähernd so oft den Zugang zur Ecke wie X-Felder.
Eine falsche, wenn auch allgemein angenommene Schlussfolgerung aus der obigen Diskussion ist, dass alle Felder auf dem Brett nach ihrem absoluten Wert bewertet werden können. Bei diesem Ansatz werden typischerweise die Ecken als die wertvollsten bewertet, die A- und B-Kantenfelder als wertvoll (jedoch weniger als Ecken), die Nichtkantenfelder (insbesondere die an die Kante angrenzenden) als noch weniger wertvoll und die C - und X-Felder als am riskantesten. Nach dieser Theorie ist der beste Zug in jeder Runde normalerweise der Zug, der das am höchsten bewertete Feld einnimmt, zu dem der Spieler einen gültigen Zug hat. Leider wird ein Spieler, der diese Strategie anwendet, fast immer von einem Spieler besiegt, der die Gewinnstrategien anwendet, die in den nächsten Abschnitten besprochen werden.
- Anmerkung: Hinweis: Ecken verlieren gegen Ende des Spiels häufig an Wert, und geopferte Ecken kommen bei erfahrenen Spielern häufig vor. In solchen Situationen kann es ausreichen, nur eine Ecke zu besitzen, um das Spiel zu gewinnen. Ebenso kann die Besetzung von C- Feldern und sogar X-Feldern entscheidend für den Gewinn des Spiels sein. Beispiele für diese Situationen werden in späteren Abschnitten ausführlich besprochen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die falschen Strategien dem Umdrehen einer großen Anzahl von Steinen, wenn diese nicht stabil sind, und dem Besitz der A- und B-Kantenfelder einen ungerechtfertigten Wert beimessen. Ironischerweise besteht die richtige Strategie normalerweise darin, eine minimale Anzahl von Steinen umzudrehen und oft die Kantenfelder zu meiden, die keine Ecken sind, zumindest bis später im Spiel. Diese kontraintuitiven Ideen sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Othello-Strategie, auch wenn sie für den Othello-Anfänger möglicherweise schwer zu verstehen sind! Schauen wir uns diese Ideen genauer an im nächsten Kapitel.:
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| Navigation: Startsteite > Othello lernen > Buch Landau | Günther Beyer 10:39, 4. Jan. 2024 (CET) | << voriges Kapitel << - >> nächstes Kapitel >> |